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... auf dass einem Hören und Sehen entstehe ...

 
   
CORNELIA MITTENDORFER

 


Cornelia Mittendorfer: Ausschnitt Zeichenklangraum

 

In dem von Cornelia Mittendorfer gestalteten "ZeichenKlangRaum" setzt die Künstlerin mit den Zeichnungen auf handgeschriebenen Noten ihre Beschäftigung mit Zeichensprachen fort.

Die Aspekte der Verschlüsselung, der Vorgang des Übermittelns von Botschaften mit seinen Veränderungen im Wege der Übermittlung, die Ungleichzeitigkeit des Sendens und Empfangens erwecken bei Zeichensprachen genau so die Aufmerksamkeit der Künstlerin wie der Umstand, daß mit dem zunehmenden Grad an Codierung die oder der Decodierende in immer höherem Maß die eigene Weltsicht, den vermuteten Gehalt an Mitteilung in die Decodierung einfließen läßt.

Die gemeinte Mitteilung ist kein unmittelbarer Sinneseindruck mehr. Sie nimmt ihre Umwege über die Schönheit der Zeichen, die Beschaffenheit des Zeichenträgers, die Verständigkeit der Lesenden. Denn die Mittel der Verständigung sind nicht im Besitz von Bedeutung. Die Bedeutung wird ihnen zugeordnet. Das Zeichen, das Schriftzeichen als kognitives Konstrukt ist stets emotional besetzt. Die aktuelle Lebenssituation ist der Kontext, in dem das Zeichen steht. Empfänger (re)konstruieren die Informationen je nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten. Lesend und dabei konstruierend.

Solcherart Mitgeteiltes muß meist ohne den gesprächsweisen Ausgleich, den Aushandlungsprozeß zwischen Sprechenden über den Inhalt der Mitteilung auskommen. Es ist Vorgefundenes wie etwas Verlorenes oder ein Stück Abfall, das nur dann wieder Bedeutung oder Funktion erlangt, wenn jemand es aufgreift und ihm eine - vielleicht veränderte - Bedeutung gibt. Vorgefunden, wie die handgeschriebenen Noten, die im Altpapier abgelegt waren.

Mit den Zeichnungen auf den Notenblättern reagiert Cornelia Mittendorfer auf die vielfältigen Mitteilungen dieser Blätter: auf den vermuteten Klang, auf die mühselige Arbeit der Handschrift, auf den mathematischen Bezug der Musik, auf die schon in Vergessenheit geratene Sichtbarkeit der Korrekturen von schriftlichen Mitteilungen, auf die imaginierte Stimmung beim Spiel der Noten, auf die transportierten Themen, auf das Alter des abgegriffenen Blattes, auf die wahrscheinliche Geselligkeit beim Musizieren, auf den mit der Unterschrift ausgedrückten Stolz des Kopisten, auf den Fleiß der Feierabendmusikanten, auf die Spröde des Federstrichs und vieles mehr. Ein Vorgang, der beim Bearbeiten einen Tanz von Interpretation, Reaktion, Imagination in ihr ausgelöst hat.

Konrad Rennert führt bei der Eröffnung mit seiner Klangperformance diese Arbeit fort, indem er die so überzeichneten Noten als Partituren auffaßt und den Noten wieder – veränderten – Klang verleiht.

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