Der Mann aus Papier | Die Ausstellung „Der Mann aus Papier“ gehört zu einer Serie von Arbeiten bzw. Ausstellungen zu Gedichten von Li Tai-bo. Das erste Gedicht „In die Ferne gesandt“ wurde im Oktober 2005 im Amthof Feldkirchen, in einem Kellergewölbe aus dem 16. Jhdt. in Form einer Rauminstallation und Fotografie realisiert. In dieser Ausstellung bearbeite ich die beiden Gedichte „Am Berge Ging-Ting-Schan einsam sitzend“ (Entstehungsjahr vermutlich 754), und eines der letzten Gedichte Li Tai-bos „Im Angesicht des Endes“. „Am Ging-Ting-Schan einsam sitzend“ habe ich hier in Form eines Aquarells umgesetzt. „Im Angesicht des Endes“ setze ich räumlich, vorwiegend aus Papier, um. Dieser Rauminstallation geht die Idee zu „Der Mann aus Papier, oder „Mein Vater, der dachte er wäre ein Vogel“ voraus. So vereine ich die Gedanken zu dem „Mann aus Papier“ mit dem Gedicht Li Tai-bos und widme den „Vogel Pong“ aus diesen Versen meinem Vater. Gerit Loeschnig, März 2006
Der große Vogel Pong Erschütterte das All auf seinen Zügen. Bezwungen war der Himmel fast, Als ach! Die Kräfte jählings ihm versiegen. Sein letzter Flügelhauch Bewegt die Menschen noch in Ewigkeit. Zum Baum des Sonnenaufgangs treibt er hin. Ach! Hangen bleibt sein weitgebauschtes Kleid. Und findet es dereinst Ein Nachgeborener und bringt der Welt die Kunde- Da Dschung-ni tot, Wer wird dann weinen wohl aus Herzensgrunde? Li Tai-bo (geb.701 n. Chr. in China) in der Übersetzung von Günther Debon
AM BERGE GING-TING-SCHAN EINSAM SITZEND Da flogen Vögel hoch am Himmel und flogen fort. Da zog eine Wolke still und einsam zum fernen Ort. Da waren wir beide allein und sahen einander an Und wurden nicht müde dabei: ich und der Ging-ting-schan. Li Tai-bo
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Foto: copyright Gerit Loeschnig
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